Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim): ‚TRADITION GOES FASHION‘
TEXT: MARILENA STRACKE
Blick in die Austellung Dirndl – Tradition goes Fashion im tim. Foto: Bernhard Rampf
Egal, ob fürs Oktoberfest, als Sommer- oder sogar als Hochzeitskleid: Das Dirndl ist auf der ganzen Welt ein Synonym für Bayerische Tradition. Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim) rückt es bei einer aktuellen Sonderausstellung, die noch bis zum 19. Oktober läuft, ins Rampenlicht.
Vom Bauerngewand zum Catwalk-Liebling: Das Staatliche Textil- und Industriemuseum Augsburg widmet dem Dirndl gerade eine große Sonderausstellung, die Modegeschichte neu erzählt – und zudem jede Menge Stoff zum Nachdenken mitbringt.
Das Dirndl, das polarisiert, fasziniert und ständig neu erfunden wird, steht im Mittelpunkt der Ausstellung Tradition goes Fashion, die noch bis zum 19. Oktober 2025 im tim zu sehen ist. Auf über 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche entfaltet sich die beeindruckende Geschichte eines Kleidungsstücks, das einst reine Arbeitskleidung war und heute international mit alpenländischer Mode assoziiert wird.

Modell ‚Fleur Sauvage‘, Design Emanuel Burger, 2024. Der Rock des Dirndls besteht aus einem historischen Kaschmir-Schal; das Mieder hat der Designer handbestickt. Foto: Christoph Jorda
„Der Name der Ausstellung ist Programm“, sagt tim-Museumsdirektor Dr. Karl Borromäus Murr. „Die Besucherinnen und Besucher begeben sich in der opulenten Schau auf einen spannenden modischen Dirndl-Streifzug. Dieser reicht vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart.“ Laut Murr gilt das Dirndl als ein weltweiter Markenbotschafter Bayerns: „Es steht einerseits für bayerische Tradition, Geschichte und Handwerkskunst. Andererseits zeigen wir, wie junge Designerinnen und Designer von heute durch beeindruckende Dirndl-Designs und High-Fashion-Modelle völlig neue modische Statements setzen.“

Modell ‚Dirndl à l´Africaine‘, Design Noh Nee, 2024 Das in Benin gefertigte Baumwolldirndl besteht aus einem farbintensiven Batikgewebe aus Ghana. Das Münchner Label ‚Noh Nee‘ setzt bewusst auf eine Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten in Afrika. Foto: Christoph Jorda
Zu sehen sind über 100 Modelle und zahlreiche Accessoires – von historischen Originalen bis zu Kreationen von Lola Paltinger, Vivienne Westwood und der Deutschen Meisterschule für Mode – Designschule München, die Teile einer neuen Kollektion im ‚Dirndl Lab‘ präsentiert. Kultobjekte wie das Sissi-Dirndl, im Film getragen von Romy Schneider, oder ein Original der Film-Familie Trapp schlagen die Brücke zur Popkultur.
Aber auch die dunklen Seiten der Geschichte werden mit einbezogen, denn die Nationalsozialisten versuchten das Dirndl ideologisch für ihre ‚Blut-und-Boden‘-Ideologie zu instrumentalisieren. Heute sei das Kleid weitgehend von dieser Bedeutung gelöst, so der Museumsdirektor, auch wenn rechte Gruppen es mitunter erneut politisieren wollten. „Zum Glück ist der öffentliche Diskurs wachsam genug, um solche Versuche einzuordnen und zu relativieren“, sagt Murr.
Wer noch tiefer in die Materie eintauchen möchte, kann öffentliche Führungen, Gruppentermine oder Schulklassenformate buchen. An ausgewählten Tagen stehen auch die Kuratorinnen selbst für Rundgänge bereit.
Web: www.timbayern.de
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